Meine LASIK

Ein Erfahrungsbericht aus erster Hand

Meine ganz persönliche LASIK-Geschichte begann im zarten Alter von 13 Jahren. Damals wurden meine Augen rapide schlechter, quasi mit Beginn der Pockenschutzimpfung und nach anschließender Windpocken-Erkrankung. Meine Eltern hatten nicht viel Geld, also bekam ich das modische Kassengestell, auch „Nasenfahrrad“ genannt. Es wurde bis zum Alter von 19 Jahren mein ständiger Begleiter.

Meine Augen verschlechterten sich beidseitig innerhalb kürzester Zeit auf -6 Dioptrien. Durch die „Glasbausteine“ davor wirkten sie noch dazu ziemlich klein im Vergleich zum restlichen Gesicht. Das führte dazu, dass ich mir von dem Begriff „Brillenschlange“ über „Tante Käthe“ bis hin zum „Mitglied im Club der Hässlichen“ alles anhören musste. Das schönste Kompliment war noch, dass ich mit Brille besonders „intelligent“ aussehen würde. Ich beneidete Schulkameradinnen, die weitsichtig waren, denn die hatten hinter der Brille wenigstens große Augen. So flossen die Jahre dahin, ich machte Abitur und begann mein Studium. Da ich zum „Club der Hässlichen“ gehörte, war ich es gewohnt, keinen Freund zu haben.

Kontaktlinsen – einer vorübergehende Lösung

Dann kamen endlich (!) Kontaktlinsen auf und waren auch noch bezahlbar, so dass der heiß ersehnte Tag näher rückte, an dem ich endlich meine Brille loswurde. Ich erinnere mich noch an den Kommentar meines Vaters: „Was hast Du für große Augen!“. Schlagartig, im wahrsten Sinne des Wortes, interessierten sich die Jungs für mich. Komisch, aber ich hatte das Gefühl, von der Umwelt zum ersten Mal als Frau wahrgenommen zu werden. Ich empfand das gleichzeitig als furchtbar: Ist man denn nur etwas wert, wenn man nicht „behindert“ ist?

Jedenfalls trug ich seit dieser Zeit harte Kontaktlinsen und war bis zuletzt auch sehr zufrieden damit. Allerdings waren meine Augen schließlich immer häufiger entzündet, und im Alter von etwa 45 Jahren stellte sich auch die Alterssichtigkeit ein.

LASIK war für mich bis vor kurzem also noch gar kein Thema. Zudem dachte ich auch, dass ich altersbedingt sowieso eine Lesebrille bräuchte und für mich der „Zug abgefahren“ sei, was Laserbehandlungen anbelangt.

Dann kam die Methode „Monovision“* auf. Ich probierte das sofort mit Kontaktlinsen aus und fand das Ergebnis schlicht und ergreifend super.

Entscheidung zur LASIK

Mein Mann erzählte mir, dass die mittels LASIK behandelten Frauen immer hübscher würden und so ausdrucksvolle Augen bekämen. Davon konnte ich mich selbst überzeugen - auf den Weihnachtsfeiern seiner Praxis und unseres Sportvereins gab es genug Frauen, die schon eine LASIK hinter sich hatten. Es war tatsächlich so!

Jetzt wollte ich unbedingt selbst eine LASIK! Denn welche Frau will nicht noch hübscher werden, doch dazu, wenn sie einst zum „Club der Hässlichen“ gehörte.

Aber vorher gab es für mich noch ein kleines Problem zu bewältigen: Ich musste für 14 Tage eine Brille tragen. Diese Hürde hat mich noch ein weiteres halbes Jahr gekostet… Doch schließlich setzte ich die eigens angefertigte Brille auf – und stolperte bald die Treppe hinunter, weil die Gläser modisch klein waren und mir durch das ungewohnte Sehen durch die Brille schwindelig wurde.

Dann habe ich meine allererste Brille hervorgeholt. Sie hat – damals war das mal modisch – große Gläser und sieht „bescheiden“ aus. Aber ich konnte gut sehen und Auto fahren. „Mann, sieht das hässlich aus“, fuhr es mir selbst durch den Kopf!

Ich habe mich bei allen für mein Aussehen entschuldigt und bin schnurstracks zum Optiker gegangen. Dort habe ich mir die billigste modische Sonnenbrille ausgesucht und dann die billigsten Gläser für -6 Dipotrien hinein machen lassen. Die Brille war einigermaßen schick, aber ich konnte wegen der etwas gebogenen Gläser nicht gut sehen. „Na gut, da musst du durch“, habe ich gedacht und die restliche Zeit die „Eulenbrille“ aufgezogen und gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Meine Motivation, eine LASIK durchführen zu lassen, war jedenfalls maximal erhöht. Die blöde Brille habe ich den Leuten, dann als modischen „Retrolook“ verkauft. Manche haben mir das sogar abgenommen. Menschen, die mich wirklich mögen, haben mich weiterhin gemocht, andere haben mitleidig gelächelt. Mein Mann sagte sogar, ich wirke irgendwie intelligent und super kompetent.

Nach der Lasik haben Menschen, die mich wirklich mögen, sich nach mir erkundigt und gefragt, wie es mir geht. Sie haben sich mit mir gefreut. Genauso wie mein Mann, der mir auch gesagt hat, dass ich wunderschön sei und meine Augen so ausdrucksvoll seien. Und tatsächlich: Jetzt kann ich von Tag zu Tag zusehen, wie die Augenfältchen am Unterlid weniger werden, meine Wimpern größer wirken und ich besser sehen kann!

Die OP an sich…

Ich setze ein letztes Mal die blöde Brille auf und fahre in den OP. Angst habe ich schon, aber der Gedanke, mit der Brille die gesamten „Altlasten“ der letzten 37 Jahre los zu werden, beflügelt mich.

Mir schießen viele Gedanken durch den Kopf: Ob das wohl wirklich stimmt und ich genauso gut sehen kann wie mit Kontaktlinsen? Aber was ist, wenn mir schlecht wird und ich mich mitten in der OP übergeben muss? Ach was, der Operateur macht das ja nicht zum ersten Mal und ich will das jetzt! Ich will schön sein, die Brille loswerden, also ran an den Speck!

Rein in den Aufzug (oder doch lieber umkehren? – Du willst schön sein!), rein ins Wartezimmer. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Eine freundliche Schwester reicht mir zwei Pillen, eine gegen Schmerzen und eine gegen die Angst, und gibt mir Tropfen in die Augen.

Was waren das wohl für Tropfen? Hat sie das gesagt? Waren das etwa schon die Betäubungstropfen? In mein rechtes Auge sind nur wenige der Tropfen gekommen. Was ist, wenn das schon die Betäubungstropfen waren?

Ich hab keine Angst mehr vor der OP, aber der Gedanke, dass das rechte Auge zu wenig Betäubungstropfen abbekommen haben könnte, macht mich unruhig. Ich schimpfe mich selbst, weil ich zögere, nachzufragen. Im Endeffekt brauche ich immerhin eine halbe Stunde, um endlich zu fragen, ob das schon die Betäubungstropfen waren. Sie waren es natürlich nicht, sondern Antibiotika. Uff, dann ist ja alles nicht so schlimm.

Eine Schwester holt mich schließlich ins Vor-OP-Zimmer und ich muss Überschuhe, Kittel und Kopfhauben anziehen. Ich kontrolliere, ob auch ja kein Härchen raus guckt, denn sonst habe ich hinterher noch Haare im Auge. Ich betrete das Wartezimmer vor dem OP-Trakt und sehe ein ziemlich fertig aussehendes, heulendes, die Augen mit den Händen schützendes Mädchen. Sie hat verquollene, rote Augen. Na ja, du hast es so gewollt…

Auf dem Tisch steht eine Kanne Kaffee. Die gibt es dann wohl als Belohnung! Und Kekse! Mit Schokolade! Noch eine Belohnung. Der Laden fängt an, mir zu gefallen.

Schön ist, dass noch ein Patient neben mir sitzt, der vor mir dran kommt, da kann ich noch in „Belohnungskaffeephantasien“ schwelgen. Der Patient wird rein gerufen. Es rattert. Hilfe, denke ich, ist das etwa eine Bohrmaschine!?!

Nach einiger Zeit kommt der Patient wieder raus und sagt: „Tut ja gar nicht weh“. Er hat rote Augen und sieht glücklich aus. Aber nach 30 Sekunden flennt auch er und hält sich die Hände vor die Augen!

„So, nun bist Du dran“, sagt mein Mann. Meine Hände zittern nicht, aber mein Herz rutscht schon in die Hose. Da steht sie nun, die „Bohrmaschine“. Ich muss mich drauf legen und bekomme endlich die Betäubungstropfen. Dann kommt das „Raumschiff“ über mein Gesicht. Du willst schön werden und bald kannst du auch sehen, also denk an Captain Kirk.

Rote, glitzernde Galaxien, piep, bss, bss, auf grün gucken, da wollen wir hin – o.k. Ich fahre zur Mondbasis Alpha 1!

Schwupp, habe ich die Wimpern beklebt, schwupp, den Lidsperrer drin, bss, bss, piep, jetzt sehe ich nichts mehr – Gott sei Dank – bss, ratter, bss – es rückt ein wenig, es stinkt ein wenig. Die Brille kommt jetzt weg! Es drückt und streicht und der Operateur sagt „Fertig“. Der Lidsperrer geht auf und ich sehe das Raumschiff wieder. Gott sei Dank hab ich zwei Minuten Pause. Beim zweiten Auge denke ich nur daran: Kann ich denn schon das grüne Fixierlicht sehen? Gut hingucken, sonst wird das nichts. Das Fixieren wird ein wenig mühsam, da das operierte Auge schon ein wenig lichtempfindlich wird.

Aber da wird es schon dunkel, bss, bss, piep, ratter, stink – Brille weg, keine Panik!

„Fertig“, sagt der Operateur. „Das war alles?“, kommentiere ich das Geschehen, „Kinder kriegen oder Zahnarzt ist schlimmer“. Die OP-Schwester holt mich aus dem „Raumschiff“. Moment mal, ich kann ja sehen, statt eines Flatschens wie sonst ohne Brille sehe ich ein Gesicht, doppelt und etwas verschwommen zwar, aber etwa so, als ob man im Schwimmbad lange im Chlorwasser getaucht hat. Ich gehe aus dem OP und kann schon Schilder lesen! Da steht der Kaffee. Juhuu!!!

Und dann kommt die Keule: Die Augentropfen hören auch zu wirken! Aua!! Jetzt weiß ich wie dem Mädel von vorhin zu Mute war. Aua! Quatsch mich jetzt bloß keiner an! Aua. Was haben die jetzt gesagt? Aua! … Schmerztropfen? Her damit. Sie helfen! Augen bloß zu, denn schon das Licht tut weh… Schmerztropfen? Ja, bitte.

Nach zwei Stunden wird es schlagartig, aber wirklich schlagartig besser und ich kann sehen!!! Juhuuuuu! Ich will vor Freude springen, aber das darf ich ja nach der OP erstmal nicht. Bloß nicht.

Zu Hause leg ich mich erst einmal hin, aber schon nach einer halben Stunde halte ich es nicht mehr aus. Ich muss sehen, was ich sehen kann. Und ich sehe ohne Brille alles und etwas doppelt! Gegen Abend habe ich das Gefühl, dass ich fast so gut sehe wie mit einer Brille.

Zwischendurch muss ich Augentropfen nehmen und das merke ich, wenn es ein wenig „pitzt“. Dann beklebe ich mir für die Nacht die Augen mit den „Froschguckern“ und kann die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich Angst habe, sie zu verlieren und dieses tolle Wunderwerk zu zerstören. Als ich dann aufwache, denke ich noch: „Oh je, ich habe vergessen, die Kontaktlinsen raus zu nehmen!“ Der erste Morgen ist eine Offenbarung: Statt in „Milchsuppe“ schaue ich dankbar aus dem Fenster und freue mich, nicht mehr „behindert“ zu sein.

Am zweiten postoperativen Tag habe ich 100% Sehkraft und freue mich über jede Kleinigkeit, die ich nun in aller Klarheit betrachten darf, als wäre ich neu geboren. Ich bin so dankbar. „Arme Menschen, die das gar nicht erleben können oder blind sind“, denke ich. Was für ein Glück! Ich glaube, diese Gedanken sind es, die einen von Tag zu Tag schöner machen – alles ist wie neu geboren und ich darf es erleben.

Claudia Frohn 2008

*Hierbei wird ein Auge (das dominante) auf das Sehen in die Ferne und ein Auge (das nicht dominante) auf das Sehen in die Nähe eingestellt. Das Gehirn passt sich dann jeweils an die Entfernung des Objektes an, welches der Betrachter im Moment fixiert, und „konzentriert“ sich auf das dafür zuständige Auge. Die Einstellung des Auges erfolgt meist zunächst probeweise durch Kontaktlinsen, kann aber auch mittels Laserbehandlung erreicht werden.